Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 269 (Januar 2008)
Wattenmeer als UNECO-Weltnaturerbe
Informationsmüll durch den Landrat des Landkreises Aurich, Walter Theuerkauf (SPD) - ein Nationalpark, der keiner ist
Der Landrates des Landkreises Aurich, Walter Theuerkauf (SPD), gleichzeitig Vorsitzender des
Nationalparkbeirates niedersächsisches Wattenmeer, äußert sich zum wiederholten
Male zur Meldung des Wattenmeeres als UNESCO-Weltnaturerbe im redaktionellen Teil der Ostfriesen
Zeitung: "Das Wattenmeer sei geschützes Gebiet, als Nationalpark stehe es bereits
unter dem höchsten nationalen Schutzstatus. Wird es Weltnaturerbe, dann sei das von Seiten
der Unesco nur die Würdigung dessen, was man in dieser Hinsicht geleistet habe."
(s.u.)
Das darf bezweifelt werden.
Erstens wird dieser "Nationalpark" von internationalen Gremien wie der UNEP (United Nations Environment Programme) oder der IUCN (International Union for Conservation of Nature) gar nicht als Nationalpark gelistet, siehe Auszug aus einer eMail eines UNEP-Mitarbeiters auf eine Anfrage des Wattenrates vom 21. Aug. 2006:
It is correct that accordingly the latest data on European sites elaborated by the EEA the Niedersächsisches Wattenmeer site is allocated with IUCN category V.
Kategorie V entspricht aber lediglich einem Landschaftsschutzgebiet; in diesem Nationalpark sind eben zu viele Nutzungen zugelassen, ein professionelles Betreuungs- und Aufsichtssystem fehlt! Der Sprung in die Kategorie II eines echten Nationalparks dürfte durch unveränderte Nutzungen innerhalb von weniger als zwei Jahren kaum geschafft worden sein, wenngleich nationale Gremien daran arbeiten, das Image dieses Wattenmeer-Nationalparks zumindest auf dem Papier aufzuwerten, ohne aber die tatsächlichen Schutzinhalte zu verbessern. Klartext: Dieser Nationalpark ist noch gar kein echter Nationalpark und heißt nur so, Papier ist eben geduldig.
Zweitens: Tatsächlich wurde bisher nur "geleistet", durch die Nationalpark-Gesetzesnovellierung 2001 in der SPD-Regierung Sigmar Gabriel, heute Bundesumweltminister, fast 90 Gebiete aus dem Nationalpark (FFH- und Vogelschutzgebiete! siehe auf unseren Seiten vom Oktober 2006: "EU-Kommission hat Beschwerdeverfahren eingestellt") herauszunehmen und dem Tourismus zur Vermarktung zuzuführen, nur darum geht es auch beim neuen Etikett UNESCO-Weltnaturerbe. Der Schutzstatus wurde also bereits vor der UNESCO-Meldung erheblich heruntergefahren. Präsident der deutschen UNESCO-Kommission ist der niedersächsische Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP), auch das wird nie erwähnt.
Theuerkauf hat sich zudem wiederholt öffentlich gegen ein Rangersystem zur professionellen Betreuung und Überwachung des Schutzgebietes ausgesprochen. Wozu gibt es eigentlich noch Redakteure, wenn die Regionalpresse ständig Informationsmüll wie den von Herrn Theuerkauf zum Nationalpark ungeprüft verbreiten lässt?
Links zum Thema:
- Januar 2008: Wattenmeer als UNESCO Weltnaturerbe angemeldet
- Pressemitteilung 16. Januar 2008: Wattenmeer als UNESCO-Weltnaturerbe
- Oktober 2006: 20 Jahre Nationalpark niedersächsisches Wattenmeer
Wir zitieren aus der Ostfriesen Zeitung vom 11.Februar 2008:
Weltnaturerbe: Antrag gestellt
von Ute Kabernagel
UMWELT Theuerkauf: Entscheidung 2010
Eine Anerkennung sei nicht mit internationalen Schutzauflagen verbunden. Sie würdige nur, was man bereits getan habe.
Aurich - Es ist so gekommen, wie der Auricher Landrat Walter Theuerkauf es empfohlen hat: Deutschland und die Niederlande haben bei der Unesco beantragt, das Wattenmeer zum Weltnaturerbe zu ernennen. Dänemark will nachziehen. Theuerkauf: "Die Anmeldung ist fristgerecht zum 1. Februar erfolgt."
[...]
Ein Risiko, das für Theuerkauf keins ist. An die Anerkennung als Weltnaturerbe sei kein neues internationales Recht gekoppelt, betont er. Das Wattenmeer sei geschützes Gebiet, als Nationalpark stehe es bereits unter dem höchsten nationalen Schutzstatus. Wird es Weltnaturerbe, dann sei das von Seiten der Unesco nur die Würdigung dessen, was man in dieser Hinsicht geleistet habe.
Weitere Auflagen sind damit nicht verbunden. Wohl aber eine Verpflichtung. Nämlich die, den für das Wattenmeer vorhandenen Status zu halten. Theuerkauf: "Man sollte den Naturschutz nicht herunterfahren, sonst riskiert man den Titel." Für ihn besteht allerdings kein Anlass, etwas zu ändern. Der gefundene Kompromiss zwischen Naturschutz und dem Anspruch der Menschen, zu wirtschaften, sei vernünftig.
[...]
Mit dem Titel verbindet Theuerkauf auch Chancen für den Tourismus: Die Auszeichnung sei eine Marke, die eine hohe Qualität der Natur gewährleiste. "Das ist Werbung für Ostfriesland." Man erhalte ein Logo, das auf das Wattenmeer als Schatz hinweise, den es sonst nirgendwo gebe.