Startseite > Windenergie > Artikel Nr. 85 (Mai 2006)
Der Deutsche Naturschutzring und die rotierende "Ästhetik"
Ausgerechnet der "Deutsche Naturschutzring" (DNR), gespeist mit Kampagnegeldern des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes, ruft zum Schönsehen auf
Siehe auch Wattenrat - Windenergie 67: "Deutscher Naturschutzring als Propagandasprachrohr der Windenergie". Ein Fotowettbewerb "zur Ästhetik einer neuen Energietechnologie" soll Fotografen dazu animieren, Bilder von Windkraftanlagen einzusenden. "Sicherlich aber kann der ästhetisch ausgerichtete Blick des Fotografen und seine Akzentuierung des Wesentlichen dem ehrenamtlichen Naturschutz eine - im eigentlichen Wortsinn - neue Sicht der Dinge eröffnen", so der DNR.
Wir vom Wattenrat haben auch so unsere Sicht der Dinge und stellen hier unsere nicht immer ästhetischen Windenergie-Bilder vor.
Naturschutz war nämlich einmal etwas ganz anderes, als eine Windkraft-verhunzte Landschaft von Schönsehern ablichten zu lassen. Gerade hier in Ostfriesland, vor allem im Landkreis Aurich und Wittmund, entstanden viele Wind"parks" in faktischen Vogelschutzgebieten, deren Ausweisung die EU-Kommission als "Besondere Schutzgebiete" nun anmahnt. In nur fünfzehn Jahren wurde aus der weiten ostfriesischen Landschaft eine rotierende Industrielandschaft, "dank" des Erneuerbaren Energiengesetzes und der damit freigesetzten Raffgier weniger Betreiber, die die garantierte überhöhte Einspeisvergütung aus diesem Gesetz abzocken, von jedem Stromkunden.
Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Landschaft mit den verschwundene Rastgebieten von Wat- und Wasservögeln lassen sich nicht ablichten, es sei denn, deren Abwesenheit fällt dem Bildbetrachter auf. "Schöne" Windkraftanlagen im Sonnenuntergang zeigen nicht den Vertreibungseffekt für bestimmte Tierarten und die Lärmbelästigung für die Anwohner.
Welche Legitimität der DNR noch im Naturschutz hat ist eine ganz andere Sache, immerhin vertritt er viele Naturschutzverbände als Dachverband, und deren Satzungen befürworten nicht die Beeinträchtigung oder Zerstörung von Landschaften oder Vogellebensräumen. Nicht die "Ästhetik", sondern der nachweisbare Einfluss von riesigen Windkraftanlagen auf das Landschaftsbild und die darin lebenden Arten (und Menschen!) ist das wesentliche Kriterium des Naturschutzes.
Ostfriesland, das Land der Vogellebensräume, verdrahtet und verspargelt.
Windpark Utgast/LK Wittmund vom Hauptdeich am Nationalpark Wattenmeer aus gesehen: Alles dreht sich und bewegt sich
Rotierende Küste von See: Blick auf den Bereich Norden-Esens in den LK Aurich und Wittmund
Es war einmal ein "faktisches Vogelschutzgebiet": Blick in den "Wybelsumer Polder" an der Ems
Begegnung mit einem Rotorblatt, Silbermöwe im Windpark Utgast/LK Wittmund
Bilder © Wattenrat
Wir zitieren aus dem Anzeiger für Harlingerland, Wittmund Sonnabend, 6. Mai 2006
Windkraft von ihrer schönsten Seite zeigen
Fotowettbewerb prämiiert Bilder
OSTFRIESLAND/LKA - Unter dem Titel "Ansichtssache Windkraft - zur Ästhetik einer neuen Energietechnologie" startet der Deutsche Naturschutzring (DNR) gemeinsam mit dem Deutschen Verband für Fotografie (DVF), der Fotofachzeitschrift "Photographie" und der Deutschen Umweltstiftung einen Fotowettbewerb. Darauf weist der Landkreis Aurich in einem Schreiben hin.
Teilnehmer sollen ihre ganz persönliche Sichtweise zur optischen Wirkung von Windrädern dokumentieren. Umweltschützer und Fotografen wollen mit dieser Aktion die regenerative Energietechnologie ins rechte Licht setzen. Ziel der Kampagne "Windkraft im Visier" ist es, "die tatsächlichen Wirkungen der Windkraft auf Mensch, Natur und Umwelt zu beurteilen und öffentlich darzustellen". Diesem Zweck dient auch der Wettbewerb.
Gesucht werden ausschließlich Abbildungen vorhandener Windenergieanlagen oder Windparks an ihrem jeweiligen Standort. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern ermittelt der Deutsche Naturschutzring seit Ende April sechsmal die "Zehn Bilder des Monats", aus denen am Ende der Aktion die drei besten ausgewählt werden. Zu gewinnen sind Kameras und ein Fotoworkshop (alternativ Geldpreise im Gesamtwert von 2000 Euro). Zudem wird monatlich je eines der ausgesuchten Fotos für 200 Euro gekauft.
Dies sei eine ganz besondere Chance, Ostfriesland mit seinen inzwischen zum
Landschaftsbild gehörenden Windkraftanlagen ganz Deutschland zu
präsentieren, kommentiert Karl-Heinz Bakenhus, Leiter der
Wirtschaftsförderung des Landkreises Aurich, diese Aktion. Bisher seien auf
der Internetseite zu dem Wettbewerb von rund 80 veröffentlichten Fotos jedoch
nur drei mit Windenergieanlagen aus Ostfriesland zu sehen. Das müssten mehr
werden, sagt Bakenhus.
www.windkraft.dnr.de