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Ost-Friesland

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Startseite > Windenergie > Artikel Nr. 83 (Dezember 2005)

Offshore-WKA tödlich für Zugvögel

Zwischenergebnis des Forschungsprojekts MINOS+

Wenn an EINEM Messturm (ohne Rotoren !) schon in zwei Nächten mehr als 200 ziehende Vögel zu Tode kommen, wie viele werden es denn bei geplanten Tausenden von Windkraftanlagen auf dem Meer sein?

Da ist die Forderung der Abschaltung der Anlagen in "bestimmten Nächten" doch ein eher halbherziger Versuch, Schaden von diesen Tieren abzuwenden, es gibt immerhin ein internationales Ankommen zum Schutz von wandernden Tierarten (Bonner Konvention).

Wir zitieren aus einer dpa-Meldung, die im Dez. 2005 verbreitet wurde:

02.12.05

Studie: Offshore-Windparks schaden Tierwelt

Tönning (dpa) - Windparks auf hoher See müssen nach Ansicht von Tierschützern in Nächten mit starkem Vogelzug abgeschaltet werden. Die Turbinen dieser Offshore-Windparks könnten sonst für die Vögel zu einem tödlichen Hindernis werden.

Das stellt das ökologische Forschungsprojekt MINOS+ zu den Umweltfolgen der Windparks auf dem Meer als Zwischenergebnis fest. Das berichtete das Nationalparkamt im nordfriesischen Tönning am Freitag. Dänische Forscher hatten allerdings zuvor beobachtet, dass wandernde Seevögel den Anlagen ausweichen.

Mit Hilfe von Radarbeobachtungen und Wärmebildkameras entdeckten die MINOS+-Wissenschaftler, dass sich der Vogelzug wetterbedingt auf sehr wenige, besonders geeignete Nächte konzentriert. So sind bei günstigem Wetter zwei Drittel der Zugvögel in Höhe der geplanten Windkraftanlagen (bis zu 200 Meter) über der Nordsee unterwegs. Nach zwei starken Zugnächten wurden auf einem Messturm in der Nordsee mehr als 200 Vögel gefunden, die an diesem Hindernis den Tod fanden.

Der Leiter der Vogelwarte Helgoland, Ommo Hüppop, fordert daher außer dem Abschalten der Turbinen in bestimmten Nächten, dass in Bereichen mit starkem Vogelzug keine Windparks errichtet werden. Die Windkraftanlagen sollten innerhalb eines Windparks zudem parallel zur Vogelzugrichtung ausgerichtet werden, ergänzte Hüppop.

Eine Radar-Untersuchung bei einem Windpark vor der süddänischen Ostseeküste hatte zuvor ergeben, dass wandernde Seevögel die vor ihnen aufragenden Rotoren erkennen und auch nachts auf sicheren Korridoren durch die Reihen der Anlagen fliegen. Mark Desholm und Johnny Kahlert vom Institut für Umweltforschung in Rø;nde verfolgten den Weg hunderttausender Vögel durch die «Nystedt Offshore Wind Farm». Ihren Beobachtungen zufolge kommt lediglich ein Prozent aller Gänse und Enten den Rotorblättern so nahe, dass sich überhaupt irgendein Kollisionsrisiko ergibt, wie die Forscher im Fachjournal «Biology Letters» (DOI: 10.1098/rsbl.2005.0336) berichtet hatten.

Außer dem Kollisionsrisiko könnten Offshore-Windparks für Tiere auch einen Verlust an Lebensraum bewirken, weil bestimmte Arten derartige Meeresgebiete meiden, stellt MINOS+ fest. Würden alle geplanten Windkraftanlagen in der ersten Ausbaustufe errichtet, hätte dies beispielsweise einen Lebensraumverlust von zwölf Prozent für die in der deutschen Nordsee überwinternden Sterntaucher zur Folge. Unbekannt ist, wie sich das auf die Sterblichkeit auswirkt: Schon eine um mehr als 0,3 Prozent erhöhte Todesrate kann die Population langlebiger Arten nachhaltig verringern.

Das vom Bundesumweltministerium mit 3,4 Millionen Euro geförderte MINOS+ ist das größte Forschungsprojekt seiner Art in Deutschland. Es besteht aus sieben Teilprojekten und läuft von 2004 bis 2007.

 
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