Zumindest in der Presse kam Bewegung in den Millionendeal der Naturschutzverbände
BUND, NABU und Stiftung WWF.
Es bleiben Fragen:
Liegen etwa die gemeinsamen deutsch-niederländische Pläne
der Ems-Renaturierung den Behörden nicht vor? Der WWF verweist nur
auf die Vorschläge eines Hannoveraner Umweltinstituts.
Zumindest intern bekannt ist die Studie des Brüsseler Instituts
für Naturschutz (Institut voor Naturbehoud) aus dem Jahr 1999, erschienen
in Harlingen/NL, ISBN 90-70322-26-9:
"Lebendige Ems- Instandsetzungsplan für Ems und Dollart, ein
gemeinsames Projekt von niederländischen und deutschen NGOs: Waddenvereniging,
Groninger Landschaft, Stiftung Natuurmonumenten, Vogelbescherming NL,
WWF, NABU und BUND" (so der niederländische Titel ins deutsche
übersetzt)
Das ist doch den deutschen Behörden mit Sicherheit bekannt geworden.
Trotzdem blieb es ruhig an der Pressefront, und erst jetzt, nach verschiedenen
Zeitungsartikeln, sind die Millionen wieder im Gespräch.
Umweltverbände: Kein Geld "verbaselt"
taz Bremen Nr. 6904 vom 14.11.2002, Seite 22, Thomas Schumacher
nachgehakt
Wer die Ems tot redet, tötet sie
WWF, BUND und NABU verzichteten 1994 auf ihre Klage gegen die letzte
Emsvertiefung. Im Gegenzug verpflichtete sich die niedersächsische
Landesregierung 17,5 Millionen Mark für die Renaturierung der Ems
zur Verfügung zu stellen (taz vom 8. November). Beatrice Claus vom
WWF/Bremen nimmt Stellung zum Vorwurf, 10 Millionen Mark nicht abgerufen
zu haben.
taz: Warum sind 10 Millionen Mark für eine Stiftung zur Renaturierung
der Ems noch nicht verfügbar?
Beatrice Claus: 1994 wurde vereinbart, diese Stiftung in den nächsten
zehn Jahren einzurichten. Das Land hat noch bis Sommer 2004 Zeit, die
offenen 10 Millionen Mark zu zahlen.
Hoffen die Verbände auf guten Willen des Landes?
Nein. Wir haben diese 10 Millionen Stiftungsgelder mehrfach beim Land
angemahnt. Sollten diese Gelder bis 2004 nicht zur Verfügung stehen,
haben die Umweltverbände rechtliche Möglichkeiten, das Geld
einzufordern. Jetzt kommt Bewegung in das Verfahren, weil dies dem Land
bekannt ist.
Gibt es Pläne zur Renaturierung der Ems?
Es gibt eine Leitlinie mit 200 Vorschlägen, die ein Hannoveraner
Umweltinstitut im Auftrag der Verbände erstellt hat. Aus diesem Katalog
haben wir konkrete Projekte ausgesucht und teilweise umgesetzt, andere
sollen durch die Stiftung umgesetzt werden.
Können Sie konkrete Maßnahmen nennen?
Erste Priorität hat die Passierbarkeit von Wehren für Fische.
Dann sollen Sieltiefs als Zuläufe zur Ems renaturiert werden, um
natürliche Ufer und neue Laichplätze für Fische zu schaffen,
sowie die Ansiedlung des Fischotters zu ermöglichen. Weiter schlagen
wir vor, Flächen im Binnenland für den Wiesenvogelschutz aufzukaufen
und Emsvorländer zu flusstypischen Lebensräumen zu entwickeln.
Gibt es Rückmeldungen über die Akzeptanz dieser Projekte aus
den Behörden?
Der konkrete Plan liegt denen ja noch nicht vor. Die Rückverlegung
bestimmter Deichabschnitte etwa werden die aber sicher nicht schlucken.
Dafür reicht auch das Geld aus der Stiftung nicht.
Haben kostspielige Renaturierungsmaßnahmen an der Ems überhaupt
noch Sinn?
Auf jeden Fall. Wer die Ems tot redet, der tötet sie. Sicher, der
Fluss hat durch die Baumaßnahmen der letzten 18 Jahre schwer gelitten.
Trotzdem gibt es Fischbestände und wertvolle Lebensräume wie
Flusswatt, Röhricht und Auwaldreste, die geschützt und gefördert
werden müssen. Es gibt im Fluss immer noch Bodenlebewesen wie Krebse
und Muscheln, deren Lebensumfeld verbessert werden kann. Es gibt ein paar
hochgradige Vogelschutzgebiete an der Ems, die nicht nur vor Verschlechterungen
geschützt, sondern auch in ihrer Qualität noch verbessert werden
müssen. Die Emsmündung ist eins der vier deutschen Flußästuare.
Es wäre eine ökologische Katastrophe, diese einzigartigen Biotope
ausschließlich der wirtschaftlichen Nutzung zu überlassen.
Interview: Thomas Schumacher
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