Pressemitteilung 02. November 2004 Nr. 11/2004
Niedersächsisches Wattenmeer: Treibselbeseitung und Beweidung im
Nationalpark Entschließungsantrag der nieders. Regierungsfraktionen
völlig überholt und überflüssig
Esens. Der Wattenrat Ostfriesland bezeichnet den Entschließungsantrag
der CDU/FDP Landesregierung zu drei sog. "Modellversuchen" zur
Verringerung des Treibselanfalls im Nationalpark Wattenmeer als völlig
überholt. Bereits 1996 hatte sich eine gemeinsame Arbeitsgruppe des
Landes Niedersachsen mit Mitgliedern von Deichverbänden, des Küstenschutzes
und Naturschutzes unter Federführung der Bezirksregierung Lüneburg
ausführlich mit dem Thema beschäftigt und dazu einen Abschlussbericht
verfasst. Von damals 28 angeschriebenen Deichunterhaltungsverbänden
konnten 10 keine Angaben zum Treibselaufkommen machen, bei weiteren 10
Deichverbänden war der Treibselanfall gering.
In den Niederlanden und in Dänemark sei Treibsel als "Problem"
überhaupt nicht bekannt. Damals wurde festgehalten, dass das Treibselaufkommen
nach Sturmflut und nach Eisgang nur an ganz bestimmten Küstenabschnitten
unterschiedlich hoch sei, die genaue Herkunft des Treibsels blieb ungeklärt,
eine hoher Vorlandbewuchs könne sogar das Ablagern des Treibsels
am Deich verhindern. Daher entbehre die Aussage von CDU- und FDP-Parlamentariern,
Treibsel sei "größtenteils" aus dem Deichvorland,
jeder nachweisbaren Grundlage. Die Mahd im Deichvorland, so der Wattenrat,
verstoße gegen die Schutzziele des Wattenmeernationalparks, der
auch EU-Vogelschutz- und FFH-Gebiet sei. Mitte Juli, wenn die maschinelle
Mahd begonnen werden soll, können Brutvögel der Salzwiesen noch
flugunfähige Junge führen, die dann wie auf vielen anderen landwirtschaftlichen
Nutzflächen, ausgemäht würden. Die Rinderbeweidung, so
wurde bereits 1996 von Küstenschützern in der Treibsel-Arbeitsgruppe
festgestellt, werde nicht zu einer spürbaren Verringerung des Bewuchshöhe
und Pflanzendichte führen und schädige die Bodenstruktur der
Salzwiesen erheblich.
Es sei derzeit eine erschreckend Ignoranz der CDU/FDP-Landesregierung
gegenüber Schutzzielen im Wattenmeer zu beobachten; dazu gehörten
auch die Unterstützung von Near-Shore-Windparks und die Absicht der
Ausweitung der Muschelfischerei.
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