Pressemitteilung 03. August 2003 Nr. 06/2003 (und
was die Ostfriesenzeitung
daraus machte)
Esens. Der Wattenrat Ost-Friesland bezeichnet den Medienrummel um die
Sandbank "Kachelotplate" bei Juist als "grotesk".
Vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und
Küstenschutz (NLWK) in Norden wurde die seit Jahren bekannte Veränderung
der Sandbank "Kachelotplate", die einen Meter über das
mittlere Hochwasser hinausragt und inzwischen spärlichen Bewuchs
aufweist, in das Medien-Sommerloch gestopft. Die Kachelotplate ist nach
dem französischen
Wort "cachalot" für "Pottwal" benannt.
Der
NLWK-Leiter Thorenz habe es aber versäumt, den Medien mitzuteilen,
dass diese Sandbank Teil der strengsten Schutzzone im Nationalpark Niedersächsisches
Wattenmeer und in Seekarten eingetragenes "spezielles Robben- und
Vogelschutzgebiet" ist. Nach diesen Bestimmungen sind jegliche Störungen
der Tiere und das Betreten ganzjährig nicht gestattet.
Nach dem
Wattenrat vorliegenden Berichten eines Vogelwarts der Nachbarinsel Memmert
liegen zur Zeit 200 bis 300 Seehunde bei Hochwasser auf der Sandplate,
die sehr störungsanfällig sind. Die Sandbank wird derzeit auch
von Zehntausenden von Watvögeln zur Nahrungsaufnahme und Rast aufgesucht,
die bei Annäherung nur eines Menschen oder Flugzeuges die Nahrungsräume
fluchtartig verlassen. Allen Schutzvorschriften zum Trotz flogen in den
letzten Tagen sehr viele Kleinflugzeuge großräumig tief über
die Sandbank und die angrenzende Vogelinsel Memmert, Bootsbesatzungen
stiegen dort aus, eine Juister Sportbootgruppe hisste eine 5 Meter hohe
Fahne auf der Sandbank mit der Aufschrift "Lütje Juist".
Der Wattenrat bemängelt, dass die Aufsicht in dem Wattenmeer-Nationalpark
mehr als dürftig ist und nicht internationalen Standards entspricht:
Lediglich 7 hauptamtliche Dünenwärter und 15 Zivildienstleistende
sind als "Nationalparkwächter" auf ca. 280.000 Hektar
Nationalparkfläche präsent, ohne polizeiliche Befugnisse und
ohne Fahrzeuge. Bei diesem Betreuungsnotstand im dem Großschutzgebiet
Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sei täglichen Regelverstößen
Tür und Tor geöffnet. Die hilflosen öffentlichen Appelle
der Nationalparkleiterin Irmgard Remmers zur Einhaltung der Schutzbestimmungen
würden ohne qualifizierte Aufsicht im Wattenmeer nutzlos verhallen.
Im Umfeld des Nationalparks würden ca. 13 Millionen touristische Übernachtungen
jährlich registriert, denen eine völlig unzureichende Kontrolle
der Schutzbestimmungen im Wattenmeer gegenüberstehe.
Frau Karin Lüppen
Redaktion Ostfriesen Zeitung Leer
05.08.2003
Moin Frau Lüppen,
zu Ihrer Berichterstattung zur Pressemitteilung des Wattenrates " Kachelotplate" erlauben
Sie mir bitte eine Anmerkung:
Es ist ja völlig korrekt, wenn Sie meine Aussagen bei der Wasserschutzpolizei
und der Nationalparkverwaltung gegenrecherchieren. Wenn Sie dabei herausfinden,
dass Polizei und Verwaltung meine Aussagen " nicht bestätigen" konnten,
kann das für den Leser nur heißen, dass entweder der Knake
spinnt, oder genau das bestätigt wurde, was ich in der Pressemitteilung
geschrieben habe: Dass die Aufsicht dürftig ist. Wenn man eine fünf
Meter hohe Flaggenstange auf einer ebenen Sandbank übersieht, muss
das wohl so sein (Vogelwart Schopf hat sie übrigens am 01.08. entfernt).
Sie können davon ausgehen, dass ich die Sachverhalte sehr genau
recherchiert habe und nicht mit "Wahrscheinlichkeiten", sondern
mit Fakten in die Presse gehe (von denen einige Wesentliche in Ihrer
Berichterstattung fehlen). Beim Leser bleibt aber der (gewollte?) Hauch
des Zweifels bestehen. Auch so kann man dezent Aversionen gegen den Naturschutz
schüren, was nun ja schon Tradition bei der OZ hat. Schade.
Mit freundlichem Gruß
Manfred Knake
Ostfriesen-Zeitung 05.08.2003 (S.7)
"Juister hissen Fahne auf Kachelot"
WATTENMEER Neue Insel offenbar neues, illegales Ausflugsziel
Flugzeuge kreisen über der Sandbank, Boote fahren heran, schreibt
der Wattenrat Ost-Friesland in einer Pressemitteilung. Doch die neue
Insel gehört zur Schutzzone des Nationalparks.
NORDEN / LÜP - Sie ist noch gar keine richtige Insel, trotzdem
ist auf der Kachelot-Plate anscheinend ganz schön was los. Der Wattenrat
Ost-Friesland jedenfalls schreibt in einer Pressemitteilung, dass in
den vergangenen Tagen mehrere Kleinflugzeuge über der Sandbank gekreist
seien und dass dort Boote angelegt hätten. Außerdem soll eine
Sportbootgruppe aus Juist auf Kachelot eine fünf Meter hohe Fahne
mit der Aufschrift "Lüttje Juist" gehisst haben.
Weder die Nationalparkverwaltung noch die Wasserschutzpolizei vermochten
diese Angaben zu bestätigen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass
es so war, ist aber groß", meint Christian Abel, Biologe bei
der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven. Die Kachelot-Plate ist sehr
abgelegen und auch von Juist aus nur mit dem Boot zu erreichen. "In
den Seekarten ist es als Sperrgebiet eingetragen", sagte Abel.
Manfred Knake kritisiert im Namen des Wattenrats, dass die Aufsicht
im Nationalpark Wattenmeer "mehr als dürftig ist und nicht
internationalen Standards entspricht". Täglichen Regelverstößen
seien Tür und Tor geöffnet, weil es nicht ausreichend Aufsichtskräfte
gebe. Wie Abel sagt, sind sieben Dünenwärter und mehrere Zivildienstleistende
als Fachaufsicht beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft
und Küstenschutz abgestellt. Dort war gestern niemand für eine
Stellungnahme zu erreichen. Die Wasserschutzpolizei hält zudem ihr
Auge auf den Nationalpark.
Wie die OZ mehrfach berichtete, bildet sich aus der Kachelot-Plate langsam
eine Insel heraus. Sie gehört allerdings zur Schutzzone des Nationalparks
und darf nicht betreten werden. Die Nationalparkverwaltung bittet dringend
darum, das Rückzugsgebiet für Seevögel und Seehunde zu
respektieren und die Sandbank nicht zu betreten oder mit Booten drumherum
zu fahren. Vor allem die Seehunde, so Abel, seien derzeit in der Säugephase
und im Haarwechsel und reagierten empfindlich auf Störung durch
Menschen. |