Wattenrat

Ost-Friesland

- unabhängiger Naturschutz für die Küste -

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Mehr Wattenschutz durch das "Wattenmeerforum"?
Mehr Böcke als Gärtner im Wattenmeer

Pressemitteilung  08. Sptember 2002  Nr. 12/2002

Ostfriesland. Der Wattenrat Ostfriesland, ein Zusammenschluss von Verbänden unabhängiger Naturschützern der Region, bezweifelt die Aussagen des Auricher Oberkreisdirektors Theuerkauf (SPD) als Mitglied des neu gegründeten "Wattenmeerforums", dass mit diesem Forum "die Küste entwickelt wird, ohne die Natur zu zerstören". Das Gremium des "Wattenmeerforums" besteht aus 32 Mitgliedern aus Politik, Landwirtschaft, Tourismusindustrie, Energiewirtschaft und einem Vertreter der Umweltstiftung WWF, der kein Naturschutzverband ist. Theuerkauf ist ebenfalls Vorsitzender des Nationalparkbeirates und sei ein Motor der Demontage des Nationalparks Niedersächisches Wattenmeer, der durch die Gesetzesnovellierung noch mehr Nutzung in dem Schutzgebiet zulasse. Die EU-Kommission bearbeite derzeit eine mehrere hundert Seiten lange fachliche Beschwerde des Wattenrates Ostfriesland gegen die Gesetzesnovellierung wegen Verletzung der EU-Vogelschutzrichtlinie. Der Nationalpark Wattenmeer, so der Wattenrat, sei in seinem tatsächlichen Schutzstatus so schlecht gestellt, dass die Richtlinien der International Union for Conservation of Nature (IUCN) nicht erfüllt würden und der Nationalpark deshalb noch nicht einmal international anerkannt sei. Daran werde auch der beabsichtigte Antrag in die Liste der UNESCO-Weltnaturerbegebiete aus ausschließlichen Marketingründen für die Tourismusindustrie nichts ändern.

Der Nationalpark sei aber von Deutschland gemeldetes EU-Vogelschutzgebiet und zum größten Teil Flora-Fauna-Habitatgebiet (FFH-Gebiet) und unterläge dem internationalen Feuchtgebietsabkommen, der Ramsar-Konvention. Trotzdem wolle Theuerkauf mit dem "Wattenforum" die sogenannte "nachhaltige Nutzung" im Wattenraum vorantreiben, was im Klartext noch mehr wirtschaftliche Ausbeutung bedeute. Theuerkauf verlasse damit die Plattform des fachlichen Naturschutzes und mache sich zum Sprachrohr der ungehemmten Nutzung dieses Großschutzgebietes, die mit "nachhaltiger Nutzung" umschrieben werde. Theuerkauf versuche zudem als Parteipolitiker mit dem Wattenforum die Zielsetzung der trilateralen Regierungskonferenzen der Staaten Dänemark, Deutschland zum Schutz des Wattenmeeres ins Gegenteil zu verkehren. Das Wattenmeer ist nach Auffassung des Wattenrates Ostfriesland bereits bis zur Übernutzung erschlossen und bedarf keiner weiteren "nachhaltigen Nutzung". Der Naturschutz im Watt befände sich bereits im freien Fall. Es könne nicht angehen, dass im Wattenmeer die Böcke als Gärtner agierten.

 
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