Wattenrat informiert sich in den Niederlanden über das Seehundsterben
" Noch keine Epidemie"
Esens/Eemshaven. Nach Bekanntwerden einer neuen Seehundepidemie
in Dänemark und Schweden folgten Mitglieder des Wattenrates Os-Frieslands
der Einladung des Seehundexperten, Kapitäns und Umweltpolizisten
John de Boer nach Eemshaven, um sich im niederländischen Wattenmeer
über mögliche Auswirkungen des Seehundsterbens in den Niederlanden
zu informieren.
Kapitän de Boer hatte den Wattenrat auf das Naturschutz-Überwachungsschiff
MS "Harder" des niederländischen Ministeriums für
Landbau und Fischerei eingeladen. De Boer überwacht mit dem Dienstschiff
seit fünfundzwanzig Jahren die Einhaltung von Naturschutzbestimmungen
im östlichen Teil des niederländischen Wattenmeer, erfasst Seehunde,
Vogelbestände und überwacht Wattwanderungen und Fischereibestimmungen.
Auf der Fahrt vorbei an stark belegten Seehundbänken auf dem Zuidersand
bei Rotterumeroog westlich von Borkum erläuterte de Boer die niederländische
Situation. Auf Grund der bisherigen Daten könne noch nicht von einer
"Epidemie" durch das Phocine Distemper Virus (PDV) gesprochen
werden. "Wir haben in diesem Jahr 6000 (sechstausend) Seehunde einschließlich
der Jungtiere im niederländischen Wattenmeer gezählt, bis zum
Juni gab es 56 Totfunde, ab Juni bis heute 36 Totfunde. 5 Tiere, die im
Juni in die Seehundaufzuchtstation Pieterburen eingeliefert wurden, waren
mit PDV infiziert gewesen. Bei allen später gefundenen Seehunden
konnte man bisher keine Staupe-Viren nachweisen. Das ist also keine Epidemie,
sondern entspricht einer ganz normalen Sterblichkeit, die noch nicht dramatisch
ist", so de Boer.
Allerdings habe das Landbauministerium einen Notfallplan aufgestellt,
der im Falle eines tatsächlichen Epidemieausbruches die Zusammenarbeit
mit den Gemeinden regele. Der Virus sei seit 1988 im System vorhanden
und könne sicher auch wieder ausbrechen, wie es derzeit im Skagerrak
und Kattegat geschehe. Dort wurden nach de Boers Angaben ca. 1.900 tote
Seehunde gefunden. Nur dort, so de Boer, könne man auf Grund der
Zahlen von einer Epidemie sprechen, aber noch nicht im niederländischen
Wattenmeer.
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