Kein Grund zum Optimismus zwischen Naturschutz und Küstenschutz
beim Vorlandmanagement
Esens/Norden. Nicht so optimistisch wie der Leiter des Niedersächsischen
Landesbetriebes für Wasserwirtschaft und Küstenschutz (NLWK),
Frank Thorenz, sieht der Wattenrat Ostfriesland den Fortgang des Deichvorland-Managementplans.
Eine Arbeitsgruppe aus Deichacht, Landkreis Aurich, Bezirksregierung,
Nationalparkverwaltung und Naturschutzverbänden arbeitet seit Jahren
an einer gemeinsamen Konzept, um die Konflikte zwischen Natur- und Küstenschutz
zu minimieren. "Was wir da zur gemeinsamen Unterschrift vorgelegt
bekommen haben, können wir nicht unterzeichnen", so Uilke van
der Meer als Mitglied der Arbeitsgruppe. "Die Arbeitsgruppe hatte
wegen des Beweidungskonflikts seit gut einem Jahr nicht mehr getagt. Bei
diesen Vorstellungen zur Beweidung wurden die gemeinsam erarbeiteten Positionen
seitens des Küstenschutzes ins Gegenteil verkehrt und öffentlich
unrichtig dargestellt."
Aktuell waren die Naturschutzverbände nicht einverstanden damit,
dass ohne gemeinsame Absprachen in der strengsten Schutzzone des Nationalparks
"Buscher Heller" in der Leybucht mit der großräumigen
Begrüppung der dortigen Salzwiesen begonnen wurde. "Hier wird
ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung einfach weiter trockengelegt.
Das gleiche geschieht im Dollart. Durch die flächenhafte Trockenlegung
dieser eigentlich geschützten Salzwiesen schafft man monotone Queckenlandschaften
durchsetzt mit Disteln", so van der Meer. "Die Nationalparkverwaltung
begründet dies neuerdings sogar mit dem Gänseschutz und der
EU-Vogelschutzrichtlinie, um den Gänsen Nahrungsmöglichkeiten
zu schaffen. Sie begründet dies aber auch wörtlich damit, dass
die Entwässerung zur Gesundheit der Weidetiere erfolgen muss",
so Manfred Knake vom Wattenrat.
Entwässerungsmaßnahmen zum Schutz der Weidetiere sei in einem
internationalem Feuchtgebiet völlig abwegig. Die Beweidung im Buscher-Heller
sollte naturschutzfachlich begründet nach dem "Nationalparkplan
Leybucht" jetzt eigentlich auslaufen, dies werde schon in einer Stellungnahme
der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Aurich von 1995 gefordert.
Die Nationalparkverwaltung vermeide seit Jahren aber Konflikte und gäbe
dadurch ihre eigenen naturschutzfachlichen Positionen preis, so der Wattenrat.
Durch die umfangreichen Begrüppungen werde das Leben von Jungvögeln
gefährdet. Es gäbe Untersuchungsergebnisse der Universität
Vechta für vergleichbare Flächen, die belegten, dass die häufigste
Todesursache das Umkommen in den Grüppen ist.
Außerdem gehe der Bruterfolg regelmäßig gegen Null, weil
die Jungvögel wegen fehlender Deckung in den Salzwiesen auch durch
Fressfeinde gefressen oder einfach durch Weidetiere zertreten würden.
Die Nationalparkverwaltung begründe die neuerliche Begrüppung
mit einem ornithologischen Gutachten zum Gänseschutz, das aber auf
Anfrage bisher nicht vorgelegt wurde. "Es sollen offensichtlich weiter
die Maschinen des NLWK ausgelastet werden; früher verkaufte man die
Beweidung der Salzwiesen als Küstenschutz, heute als Naturschutz",
so die Mitglieder des Wattenrates.
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