Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 85 (25.10.2004)
Lebensraum der Seevögel bedroht
Konferenz in Rostock: Vogelforschung kann als Frühwarnsystem für Schutz der Umwelt dienen. Vogelkundler registrieren einen deutlichen Rückgang der Zahl von See- und Küstenvögeln u.a. durch Tourismus Umweltminister Sander (FDP) fördert Tourismus in niedersächsischen Schutzgbieten
Trotz eindeutiger wissenschaftlicher Belege regiert der niedersächsische Umweltminister Sander (FDP) gegen alle Erkenntnisse: Er fordert und propagiert die Öffnung von Schutzgebieten für noch mehr Tourismus. Aktuelle Beispiele mit deutlichem negativen "Erfolg" für Brut- und Rastvögel: Das "Besondere Schutzgebiet" nach EU-Vogelschutzrichtlinie und Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland" bei Emden; über die erweiterte Wegeführung im Schutzgebiet "Leybucht" wird gerade öffentlich laut nachgedacht.
Auf der kommenden Fachtagung an der Nordeutschen Naturschutzakademie am 16. Nov. 2004 anlässlich des "14. Schneverdinger Naturschutztag" bekommen diese Vorstellungen bereits Programmcharakter: Dort wird einen Tag lang das "Naturschutzziel Erholungsvorsorge" propagiert werden, weil angeblich in der Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes die "Erholungsvorsorge in Natur und Landschaft als Ziel des Naturschutzes bestimmt worden" ist, was eindeutig nicht der Fall ist. Ein Blick in das Gesetz erleichtert die Wahrheitsfindung in der Regel ungemein. So wird in Niedersachsen schleichend die Tourismusnutzung mit Naturschutz gleichgesetzt. Die Resultate lassen sich im nachfolgenden Artikel nachlesen.
Wir zitieren aus der Ostsee-Zeitung:
Lebensraum der Seevögel bedroht
Konferenz in Rostock: Vogelforschung kann als Frühwarnsystem für Schutz der Umwelt dienen.
Rostock (dpa) - Vogelkundler registrieren einen deutlichen Rückgang der Zahl von See- und Küstenvögeln. "Durch den zunehmenden Tourismus und andere Nutzung der Küste tritt der Mensch in Lebensraumkonkurrenz zu den Vögeln", warnte Klaus-Dieter Feige, Vorsitzender der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern. Die Vogelforschung soll als Frühwarnsystem im Umweltschutz genutzt werden. Mit Beobachtung der von Umwelteinflüssen geprägten Verhaltensweisen der Vögel können negative Entwicklungen im Ökosystem frühzeitig diagnostiziert werden.
Das ist ein Ergebnis des gestern in Rostock zu Ende gegangenen Deutschen See- und Küstenvogelkolloquiums. Die Eingriffe des Menschen gerade in den Lebensraum Meer hätten in den letzten Jahren zugenommen, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister, Wolfgang Methling. Deshalb wachse der Forschungsbedarf über die Vereinbarkeit des See- und Küstenvogelschutzes mit Tourismus, Fischerei, Windenergiegewinnung. Weitere Schwerpunktthemen des von der Arbeitsgemeinschaft Seevogelschutz initiierten Kolloquiums waren unter anderem die Entwicklung der Brutbestände, die internationale Zusammenarbeit und ein Erfahrungsaustausch zum Vogelschutzmanagement.
Als besonders katastrophal bezeichnete Klaus-Dieter Feige die Entwicklung bei Seeschwalben und einigen Schnepfenarten wie Säbelschnäblern und Goldregenpfeifern. "Die Tiere finden oft nicht mehr genug Nahrung. Dadurch werden sie manchmal sogar zu schwach zum Eierlegen", sagte Feige. Der Säbelschnäbler sei ohne erheblichen Schutz vom Aussterben bedroht, beim Goldregenpfeifer sei fraglich, ob er noch zu retten sei.
Feige sprach sich für ein vernünftiges Nebeneinander von Natur und Mensch aus. "Manchmal ist es sogar notwendig, dass der Mensch in die Natur eingreift, um sie zu pflegen. So müssen Wiesen regelmäßig gemäht werden, um sie als Lebensraum für manche Vogelarten zu erhalten", erklärte Feige. Bei anderen Vogelarten wiederum haben sich die Bestände erfreulich entwickelt: "Bei den Seeadlern gab es in diesem Jahr erstmals mehr als 200 Brutpaare im Nordosten." Auch bei den Kormoranen sei eine Zunahme zu verzeichnen.