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High Tide Roost in the Wadden Sea  

Veröffentlichungs-Hinweis mit Kommentar

Koffibjerg K. u.a. 2003: High Tide Roost in the Wadden Sea: A review of bird distribution, protection regimes and potential sources of anthropogenic disturbance.

A report of the Wadden Sea Plan Project 34. Common Waddensea Secretariat, Trilateral Monitoring and Assessment Group Joint Monitoring Group of Migratory Birds in the Wadden sea

Diese Veröffentlichung ist eine Bestandsaufnahme von Hochwasserrastplätzen von ausgewählten Vogelarten im gesamten Wattenmeer, sie beschreibt auch die möglichen Störungen durch Jagd, Tourismus, Flugverkehr und Windkraftanlagen. Der Erfassungszeitraum ist von 1990 bis 2000.

Die Zusammenfassung ist staatstragend moderat formuliert. Beispiele: "Der leitende Grundsatz der trilateralen Wattenmeer-Politik ist, 'soweit wie möglich ein natürliches und sich selbst erhaltendes Ökosystem, in dem natürliche Prozesse ungestört ablaufen können, zu erreichen' (Ministererklärung von Esbjerg 1991)"  ...  "Der vorliegende Bericht zeigt, dass trotz umfassender Schutzbestimmungen (sic!) Störungen rastender Vögel in allen Teilen des Wattenmeeres auftreten können."  ...  "Die Errichtung von Windparks ist im Wattenmeer-Schutzgebiet gegenwärtig verboten, aber mit der Planung im Binnenland nahe am Deich oder im Offshore-Bereich nahe am Wattenmeer kann es zu Konflikten mit den Rastvögeln kommen. Um diese Konflikte zu reduzieren, ist es sowohl notwendig, die Standorte der Windparks sorgfältiger auszuwählen, als auch den Einfluss der Windparks für andere Arten als Gänse detaillierter zu untersuchen."

Wie wahr. Nur: Der tatsächliche Zustand des Wattenmeeres hinsichtlich eines "natürlichen und sich selbst erhaltenden Ökosystems" ist reine Fiktion. Allein die Festlegung der Küste durch Buhnen oder der gestörte Sandtransport auf den Inseln durch Küstenschutzbauwerke hat nichts mehr Natürliches. Riesige Mengen von Baggergut werden jährlich im Wattenmer verspült oder verklappt. Jeder ernsthafte Versuch der Öffnung von echten Sommerdeichen, siehe Münsterpolder im Landkreis Aurich, wird sofort politisch im Keim erstickt. Die Küste Ostfrieslands ist selbst in faktischen Vogelschutzgebieten mit zahlreichen Wind"parks" vollgestellt. Jetzt beginnen sogar die konkreten Planungen im Watt zwischen Wangerooge und Scharhörn mit 25 Anlagen von jeweils172 m Höhe! Die Ministererklärung von Esbjerg wurde in Niedersachsen nur sehr rudimentär umgesetzt, Naturschutz light, eine qualifizierte Betreuung oder Überwachung findet z.B. überhaupt nicht statt.

Dafür boomt der Fremdenverkehr mit ca. 13 Millionen registrierten Übernachtungen in Ostfriesland, nur Häuser ab 9 Betten werden erfasst, die Zahl ist also wesentlich höher! Die angeblich "umfassenden Schutzbestimmungen" in Niedersachsen wurden vor zwei Jahren mit der Novellierung des Nationalparkgesetzes aussschließlich zum Vorteil der Fremdenverkehrsindustrie ausgehebelt, zahlreiche Gebiete im Nationalpark (EU-Vogelschutz- und teilweise FFH-Gebiet) wurden neu in die Nutzung genommen. Der Nationalpark ist ein einziger Nutzungskonflikt! Aber er soll zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt werden, als Gütesiegel für die Tourismuswirtschaft, aber selbstverständlich ohne Abstriche an den bestehenden Nutzungen vorzunehmen. Das ist die Realität in diesem Lande, die die Vögel an ihren Rastplätzen täglich erleben können.

Manfred Knake

-20 Jahre Tätigkeit als ehrenamtlicher Landschaftswart im und am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, und zwar überwiegend draußen -

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