Nachlese zur Pallas-Havarie im Wattenmeer vor Schleswig-Holstein im Jahr
1999
Unzureichende Vorbereitung der Behörden, mangelndes Notfallmanagement.
Folgen: Tausende von verendeten Seevögeln.
taz Nord Nr. 7190 vom 24.10.2003, Seite 24
16.000 tote Vögel im Watt Behörden waren auf Schiffsunfälle
nur sehr unzureichend vorbereitet
kiel/amrum lno Die Havarie der "Pallas" hat nach Einschätzung
von Experten die bislang größte Ölpest im schleswig-holsteinischen
Wattenmeer verursacht. Nachdem rund 60 Tonnen Öl ausgelaufen waren,
verendeten damals einer Bilanz der Umweltorganisation WWF und des Nationalparkamtes
zufolge 16.000 Seevögel, darunter 11.400 Eiderenten und 3.700 Trauerenten.
Insgesamt registrierten die Umweltschützer 32 verschiedener Arten
toter Vögel. Weitgehend glimpflich lief die Ölpest für
die Seehunde und Kegelrobben ab. Lediglich ein toter Seehund sowie einige
leicht verölte Artgenossen wurden registriert. Offenbar hätten
die meisten Tiere das Gebiet rechtzeitig verlassen, hieß es in
der WWF-Bilanz.
Der unter Bahama-Flagge fahrende italienische Holzfrachter havarierte
nach dem Ausbruch eines Feuers zunächst vor der dänischen und
trieb dann vor die schleswig-holsteinische Nordseeküste. Ein Seemann
kam dabei ums Leben, fünf Menschen wurden verletzt.
Hunderte von freiwilligen Helfern reinigten wochenlang die Strände
auf Amrum und der Nachbarinsel Föhr von den Ölverschmutzungen.
Massive Kritik übten Umweltschutzorganisationen damals am Notfallmanagement
der zuständigen Behörden wie dem Küstenwachzentrum Nordsee
und dem Wasser- und Schifffahrtsamt Cuxhaven. Erst vier Wochen nach seinem
Ausbruch wurde das Feuer auf der "Pallas" gelöscht. Das
Bundesverkehrsministerium ließ daraufhin die Havarie des Schiffes
von unabhängigen Experten untersuchen; auch der Kieler Landtag setzte
einen Untersuchungsausschuss ein. Das Gremium zog in seinem Bericht den
Schluss, dass die Behörden auf Havarien eines solchen Ausmaßes
offensichtlich nur unzureichend vorbereitet seien. |