Pressemitteilung des Alfred-Wegener-Instituts
Das Elbehochwasser des Jahres 2002 blieb nicht ohne Folgen für das Wattenmeer,
auch Speisefische zeigten krankhafte Veränderungen in den Zellen , die auf
Pestizide zurückzuführen sind. Dazu eine Pressemitteilung des Alfred-Wegener-Instituts
in Bremerhaven vom Juli
2003.
PRESSEMITTEILUNG Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
in der Helmholtz-Gemeinschaft Stabsstelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Columbusstraße, 27568 Bremerhaven
Spätfolgen der Elbeflut
Insektizide in Muscheln und Flundern nachgewiesen
Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung
(AWI) in Bremerhaven stellten bei Untersuchungen an Flundern und Miesmuscheln
in der Elbmündung und im nördlichen Wattenmeer krankhafte Veränderungen
in den Zellen der Tiere fest. Diese sind auf Pestizide zurückzuführen,
die mit dem Elbehochwasser des letzten Jahres auch in die Nordsee gelangt sind
und sich in Muscheln und Fischen angereichert haben.
Mit dem Eintreffen der Hochwasserwelle der Elbe waren vom Bundesamt für
Seeschifffahrt sowie vom Institut für Küstenforschung im Forschungszentrum
Geesthacht GmbH (GKSS) erhöhte Schadstoffkonzentrationen im Mündungsbereich
der Elbe gemessen worden. In einer schnell und unbürokratisch vom AWI
organisierten Aktion wurden Muscheln und Flundern auf mögliche Folgen
des Schadstoffeintrags untersucht. In den Organismen wurden stark erhöhte
Konzentrationen wasserlöslicher Pestizide wie Hexachlorcyclohexan (HCH)
und Dichlordiphenyldichlorethan (DDD) gemessen. "Mit Hilfe von Biomarkern
konnten wir bereits kurz nach Eintreffen der Flutwelle im Oktober 2002 krankhafte
Veränderungen in den Lebern der Tiere feststellen³, erklärt
Dr. Angela Köhler-Günther vom AWI. "Diese international anerkannten
Zelltests signalisieren, dass die Zellen der zentralen Entgiftungsorgane überfordert
sind. Schwere Leberschäden und möglicherweise Krebs können die
Folgen sein.³
Mit dem Rückgang der Schadstoffbelastung in der Mündungsregion der
Elbe und in den Wattenmeergebieten in den folgenden fünf Monaten konnte
Sonja Einsporn vom AWI auch eine Regeneration der krankhaften Zellen bei den
untersuchten Tieren beobachten. Eine hohe Schadstoffbelastung und krankhafte
Zellschädigungen zeigten dagegen noch im Januar Flundern aus der Helgoländer
Tiefen Rinne. Hier waren die Zellveränderungen noch immer zu beobachten.
Die Wissenschaftler vermuten, dass das Ausbleiben einer Erholung der Bestände
in der Helgoländer Tiefen Rinne auf die Anreicherung von Schadstoffen
an dieser tiefen Stelle der Nordsee zurückzuführen ist. |