Schon nach drei Monaten gehe eine etwaige Ölverseuchung im Wattenmeer
auf drei Prozent zurück, so jedenfalls Prof. Höpner vom Institut
für Chemie und Biologie des Meeres in Oldenburg und die darüber
berichtende Ostfriesenzeitung. Aber es werde "nur wenige Jahre"
dauern, bis sich das Wattenmeer erholt, aber den Tourismus treffe es "am
schlimmsten". Das sind die "tröstlichen" Worte, die
eigentlich nur sprachlos machen können! Keiner kann dem Leben im
und am Wattemeer so viel Positives abgewinnen wie die herzige Ostfriesen
Zeitung.
Ostfriesen-Zeitung 28.12.2002 (S. 9) Wattenmeer heilt sich selbst:
Wenn es zu einer Ölkatastrophe an der Küste
kommt: Am schlimmsten trifft es den Tourismus
Das Wattenmeer hat eine erstaunliche Fähigkeit, giftiges Öl
wieder abzubauen, haben Wissenschaftler herausgefunden.
sr Oldenburg/Ostfriesland. Der Alptraum: Ein alter Tanker zerbricht in
einem Frühjahrssturm auf dem Weg von den russischen Ölhäfen
zum Ärmelkanal. Es passiert irgendwo bei Helgoland. 20.000 Tonnen
Rohöl treiben auf die Küste zu, überziehen die Sandstrände,
Salzwiesen und Wattflächen mit einem Tod bringenden Film. Und doch:
"Es wird nur wenige Jahre dauern, bis sich das Wattenmeer von einer
solchen Katastrophe wieder erholt", sagt Prof. Thomas Höpner
vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität
Oldenburg.
Natürlich wird es eine Katastrophe sein. Sie ist unwahrscheinlich,
aber nicht ausgeschlossen. Genauso wie beim alten Öltanker "Prestige",
der bei starkem Seegang vor der spanischen Küste einfach auseinandergebrochen
ist. Ein paar Tage später fuhr ein Tanker von ähnlichem Kaliber
durch die Nordsee, begleitet von Greenpeace und der deutschen Küstenwache.
Es ist also nichtausgeschlossen.
Wo das Öl hintreibt, stirbt das Leben ab. Muscheln, Würmer,
Pflanzen. Vögel werden zu Hunderttausenden krepieren, Fische und
Urlauber können wenigstens noch fliehen. Die bekannten Szenen aus
den Nachrichtensendungen können dann auch auf den ostfriesischen
Inseln und an der Küste gedreht werden.
Entscheidend ist aber, was danach geschieht. Kein Wissenschaftler, auch
nicht Prof. Höpner, kann sagen, wie lange es dauert, bis das Öl
wieder abgebaut ist. Aber er kann wohl sagen, dass es im Wattenmeer schneller
geht als anderswo.
Experimente haben gezeigt, dass die Ölverseuchung im Wattenmeer
schon nach drei Monaten auf wenige Prozent zurückgeht. Verantwortlich
dafür sind Mikroorganismen im Wattenmeer, die richtige Giftfresser
sind. Unterstützt wird dieser Prozess durch die Gezeiten, die den
Wasserkörper des Wattenmeers in wenigen Tagen austauschen. So wird
das Öl besser verteilt und schneller abgebaut.
Prof. Höpner stellt sich den Heilungsprozess des Wattenmeers wie
einen Flickenteppich vor, der immer dichter wird. "Das Leben wird
sich schnell die Bereiche zurückerobern, die sauber sind" sagt
er. Anfangs werden es nur wenige sein, denn auch der relativ schnelle
Abbau des Erdöls ändert nichts daran, dass selbst kleinste Mengen
Öl große Mengen Wasser vergiften.
Von den regenerierten Flächen werde sich das Leben immer weiter
ausbreiten, meint Höpner. Eine grobe Schätzung wagt er: "Selbst
wenn nichts gegen eine Ölpest unternommen würde, würde
das Wattenmeer in wenigen Jahren genesen.
Ölreste werde man noch Jahre nach einer biologischen Heilung des
Wattenmeers finden. Daher hält es Höpner für möglich,
dass die Folgen einer Ölkatastrophe für den Tourismus weiter
reichen als für die Natur selbst.
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